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Sie öffnet ihre Augen.
Alle starren sie an. Sie kann diese blicke nicht ertragen. Ihr wird heiß und ihr herz pocht schneller. Was hatte sie verpasst? Hilfesuchend sah sie sich im Klassenzimmer um.
Sieh an die Tafel!
Erleichtert stellte sie fest, dass ihr Lehrer nur das Ergebnis von der Aufgabe hören will, welche ein Schüler zuvor an die Tafel gekritzelt hatte. Sie rechnete kurz und nannte ihrem Lehrer das richtig Ergebnis.
In Mathe war sie gut und sie war stolz darauf, so gut zu sein. Wenigstens etwas, was sie kann.
Der Lehrer gab sich mit ihrer antwort zufrieden, forderte sie aber auf, nach dem unterricht noch einmal kurz zu ihm zu kommen.
„Vanessa, möchtest du mir nicht endlich mal sagen, was los ist?“
Das Mädchen blickte ihn empört an.
„Ich… weiß nicht, wovon Sie sprechen?“ entgegnete sie ihm.
„Vanessa… Ich bin dein Vertrauenslehrer. Du kannst mit mir über solche Dinge sprechen. Ich bin dafür da!“
Wieder sah er sie prüfend an. Vanessa mag es nicht, wenn man sie ansieht. Sie merkt, wie ihr das Blut in den Kopf schießt und sie errötet. Tränen schossen in ihre Augen. In dieser Sekunde drehte sie sich um, verschwand durch die Tür und ließ ihren Lehrer allein im leeren Klassenzimmer zurück.
Auf dem Heimweg dachte sie lange nach. Was meinte ihr Lehrer mit seiner Frage? Sie war doch so gut in Mathe.
Doch ihre Gedanken wurden von einem rauen „Na hallo!“ unterbrochen.
Vanessa blickte auf und verschwand augenblicklich im schwarzen Nichts.