Mosaik von WhoCares

1

Sie öffnet ihre Augen.
Alle starren sie an. Sie kann diese blicke nicht ertragen. Ihr wird heiß und ihr herz pocht schneller. Was hatte sie verpasst? Hilfesuchend sah sie sich im Klassenzimmer um.
Sieh an die Tafel!
Erleichtert stellte sie fest, dass ihr Lehrer nur das Ergebnis von der Aufgabe hören will, welche ein Schüler zuvor an die Tafel gekritzelt hatte. Sie rechnete kurz und nannte ihrem Lehrer das richtig Ergebnis.
In Mathe war sie gut und sie war stolz darauf, so gut zu sein. Wenigstens etwas, was sie kann.
Der Lehrer gab sich mit ihrer antwort zufrieden, forderte sie aber auf, nach dem unterricht noch einmal kurz zu ihm zu kommen.

„Vanessa, möchtest du mir nicht endlich mal sagen, was los ist?“
Das Mädchen blickte ihn empört an.
„Ich… weiß nicht, wovon Sie sprechen?“ entgegnete sie ihm.
„Vanessa… Ich bin dein Vertrauenslehrer. Du kannst mit mir über solche Dinge sprechen. Ich bin dafür da!“
Wieder sah er sie prüfend an. Vanessa mag es nicht, wenn man sie ansieht. Sie merkt, wie ihr das Blut in den Kopf schießt und sie errötet. Tränen schossen in ihre Augen. In dieser Sekunde drehte sie sich um, verschwand durch die Tür und ließ ihren Lehrer allein im leeren Klassenzimmer zurück.

Auf dem Heimweg dachte sie lange nach. Was meinte ihr Lehrer mit seiner Frage? Sie war doch so gut in Mathe.
Doch ihre Gedanken wurden von einem rauen „Na hallo!“ unterbrochen.
Vanessa blickte auf und verschwand augenblicklich im schwarzen Nichts.

Unbenannt von WhoCares

In einem weichen Himmelbett
Mit bunt verzierter Satinbettwäsche
Spielte Sie mit ihrer Puppe „Mutter und Kind“;
Denn ihr machte es spaß
Und das war ja die Hauptsache
Und sie kämmte ihrer Puppe das Haar
Und zog ihr bunte Kleider an
Und sie nannte die Puppe „Prinzessin“;
Denn so nannte ihre Mutter sie auch

Das war die Zeit, als ihre Eltern mit ihr in den Zoo gingen
Und sie Tiger und Löwen sah
Und ihre Eltern hatten sich so lieb
Und sie spielte mit dem Nachbarsjungen
Prinz und Prinzessin
Und ihre Mutter brachte sie abends ins Bett
Und ihr Vater las ihr noch eine Geschichte vor
Und ihre Eltern waren immer für sie da

In einem mittelgroßen Bett
Mit blauer Baumwoll-Bettwäsche
Spielte sie mit ihrer Puppe „Mutter und Kind“;
Denn sie spielte es oft
Und das war ja die Hauptsache
Und sie band ihrer Puppe Zöpfe
Denn die Haare waren schon verfilzt
Und sie nannte die Puppe „Mädchen“;
Denn so nannte ihre Mutter sie auch

Das war die Zeit, als der schöne Löwe im Zoo krank wurde
Und der Tiger aus Trauer kaum noch fraß
Und ihre Eltern stritten manchmal miteinander
Und der Nachbarsjunge lachte sie aus,
als sie mit ihm Prinz und Prinzessin spielen wollte
Und ihre Mutter brachte sie nur noch selten ins Bett
Und ihr Vater las ihr keine Geschichte mehr vor,
Denn dafür war sie zu alt

In einem kleinen hölzernen Bett
Mit zerlöcherter, weißer Bettwäsche
Spielte sie mit ihrer Puppe „Liebe machen“;
Denn das musste sie oft spielen
Und das war ja die Hauptsache
Und sie schnitt ihrer Puppe die Haare ab
Denn sie waren nicht mehr schön
Und sie nannte die Puppe „Miststück“;
Denn so nannten ihre Eltern sie auch

Das war die Zeit, als der Löwe im Zoo starb
Und der Tiger verhungerte aus Trauer
Und ihre Eltern hassten sich
Und der Nachbarsjunge schrie sie an,
als sie nicht mit ihm schlafen wollte
Und ihre Mutter lag mit Alkohol im Bett
Und ihr Vater liebte sie, wie ihre Mutter,
Denn dafür war sie schon alt genug

Auf einer kleinen, staubigen Matte
Mit einem kaputten Laken als Bettuch
Spielte sie mit ihrer Puppe „Engel sein“;
Denn das durfte sie noch nie spielen
Und das war ihr Hauptwunsch
Und sie rammte ihrer Puppe ein m*ss*r in den Bauch
Und danach sich selbst
Und sie benannte ihre Puppe nicht
Denn sie war schon tot

Erster Kommentar von WhoCares

hmm… gar keine schlechte idee, so ein blog, wo jeder schreiben darf, der will… bin mal gespannt, ob es irgendwann so viele werden, dass man kaum noch durchsieht oder es überschaubar bleibt.

wo soll ich jetzt anfangen?

von vorn und von meiner eher… „bescheidenen“ kindheit erzählen, wo ich mich sowieso kaum erinnern kann…?
oder damit, wie durchgeknallt ich jetzt bin und dass es nicht nur ein ich bei mir gibt…?
oder doch lieber in der gegenwart bleiben, die nicht weniger hart ist und trotzdem wunderschön zugleich…?

vielleicht zu anfang: ich bin weiblich. ich bin 20. körperlich gesehen. und ich wohne nicht in berlin. aber auch weiß östlich in deutschland.

wir werden sehen, wie es weiter geht…