Catatonia X von Troll

Wie immer

Soll es wirklich so wie immer sein sein?
Sollen Wochen vergehn
bis wir uns wiedersehn?
Jeder bleibt erstmal für sich allein
Die Krankheit wird vergehn
bis wir uns wiedersehn
Sind wir nur unglücklich glücklich?
Lieber jeden Tag die Hölle
als ein Stück vom Paradies?
Die Nähe macht mich verrückt, ich
muss raus aus dieser Hölle
in mein eigenes Paradies…

Soll es wirklich so wie immer sein?
Gewinnt der Glaube daran
dass alles besser werden kann
Lass uns einmal nur vernünftig sein
Wir kennen uns schon so lang
haben gesehn, wie’s begann
Ich will nicht mehr nur einem Traum hinterher
Dem Horizont entgegen
und dann in deinen Armen ruhn
Dazwischen liegt viel mehr
ich muss mich fortbewegen
hab noch so viel zu tun…

Soll es wirklich so wie immer sein?
Diesen Zustand halte ich nicht aus –
ich muss hier raus!
Besser, ich bleibe für mich allein
alles sieht grau und aussichtslos aus –
ich muss hier raus!
Du fragst: „Bin ich dir nur noch egal?“ –
War es nicht immer so?
Du hast Recht, früher warst du mir so wichtig
doch ich hab vergessen, wie schön es war

Catatonia IX von Troll

Großstadtgesicht

Irgendwo hier
unter Millionen von Lichtern
Begegne ich dir
unter Millionen Gesichtern
Ganz genau hier
wo sie soviel zu bieten hat
zeig ich dir nicht nur
die Lichter der Großstadt

Irgendwo hier
in irgendeiner Straßenbahn
kannst du mit mir
stundenlang durch die Stadt fahrn
und ich zeige dir
zwischen Abriss und Neonlicht
die ganze Welt hier
vereint im Großstadtgesicht

Irgendwo hier
in diesem Meer aus Licht
Vielleicht gleich neben dir
doch du siehst es nicht
Ganz genau hier
am Rande deiner heilen Welt
auf dem Boden vor dir
betteln Kinder um Geld

Irgendwo hier
läuft irgendwer durch die Nacht
Es geht ihm wie dir und mir
die Stadt hält uns wach
Alles voller Leben hier
und ich spür so viel Leben in mir
ich will niemals weg von hier
nein, ich will niemals weg hier!

Catatonia VIII von Troll

Glückwunsch

Ich traf mal eine Fee, die sagte zu mir
„Heut ist dein Glückstag, denn ich schenke dir
das Wissen, dass alles, was du brauchst
schließlich zu dir kommt, wenn du daran glaubst!“
Seitdem bin ich wunschlos glücklich
doch deine Traurigkeit macht mich verrückt und ich
kann nur immer dann, wenn ich mir was wünschen kann
dran denken, dass auch dir dies Wissen helfen kann…

Ich wünsch dir, dass du ankommst, bei dir
noch mehr als ich mir wünsch, dass du bei mir bist
Wünsch dir was und ich wünsch dir Erfüllung
Ich wünsch dir, dass du glücklich tief in dir bist
Wenn ich noch drei Wünsche frei hab
geb ich dir davon alle drei ab
Und immer dann, wenn ich mir was wünschen kann
wünsch ich, dass ich Lebenskraft abgeben kann…

Wenn ich an dich denk, wär ich gern bei dir
auch, wenn es uns dann schlecht geht
Wenn ich an dich denk, schick ich Kraft zu dir
und alle Liebe dieser Welt, damit du aufstehst
Wenn du grad nicht weißt, wo du bist
weißt du, dass jede Antwort schon in dir ist
Darum wünsch ich, dass du frei bist, wo immer du auch hingehst
ich wünsch dir viel Glück bis du weißt, wer du bist

Catatonia VII von Troll

Tage und Nächte

Träume voll Schmerz und Tage voll Sehnsucht
Jeder andere Mensch ist jetzt zuviel
Wenn der Eine fehlt wird alles zuviel
Welch perfekt abgestimmter Mikrokosmos
Unmögliche Verbindungen, Selbsthass
und die Tatsache, alles könnte anders sein
Wunschdenken wird zu Hoffnung, bei dir zu sein
denn nichts blieb, außer dem Selbsterhaltunstrieb

Tage voll Sehnsucht und Träume voll Schmerz
Jedes Erwachen behält eine Erinnerung
Ich such nicht lang nach der Bedeutung
Denke tagein, tagaus nur an dich!
Ehrlichkeit, Vertrauen, der lange Weg zu mir
Erst am Ziel können wir reden
Du hast Recht, es bringt nichts, mit mir zu reden
Jedes Wort zuviel tötet ein Gefühl

Bilanz

Ich liebe mich
und ich liebe dich
Ich hasse mich
und ich hasse dich
Ich kenne mich
und ich kenne dich
doch vergess ich mich
dann vergess ich dich
Weiß nicht, was ich von dir will
Weiß nicht, was du von mir willst
Stell mir keine Fragen
verdammt, ich hab keine Fragen
Ich will nichts von mir
und ich will nichts von dir
doch dein Gesicht vor mir
und deine Liebe ich spür
Und ich danke dir
dass du trotzdem da bist
Ich danke dir dafür
dass du im Geiste nah bist
Ich danke dir
dass ich drauf bauen kann
Danke dir
dass ich bedingungslos lieben kann
Du gehst deinen Weg
und ich schau dir zu
Am Rande meines Wegs
in aller Seelenruh
Ich beweg mich nicht
meinen Weg geh ich nicht wirklich
doch bevor alles zerbricht
schreib ich ein neues Gedicht

Catatonia VI von Troll

Der Zerschmetterling: Demeskalation

Ich kann dich vor mir sehn, du schaust mich fragend an
denn du kannst nicht verstehn, wie man so leer sein kann…

Unzählige Worte mit nur einem verschlüsselten Sinn
Schleimige Beschönigungen auf unzähligen Seiten
Jahrelange Gehirnwäsche, Stroboskopgeflacker gleich
Blindes Vertrauen mit blinder Wut ausgenutzt

Unzählige Male habe ich gesagt, was ich bin
Offenbart die Spiele, die mir Freude bereiten
Gesucht und Gefunden- tiefe Gewässer beginnen auch seicht
so hab den Dreck ich nur ein bischen mehr verschmutzt

Hinter Masken versteckt ein kleines Kind geblieben
Zurückgehaltene Phantasie und Energie
Trage ich meinen Selbsthass nach außen
damit es mich nicht so schwer verletzt?

Nie die Wahrheit entdeckt hinter dem, was geschrieben
obwohl jedes Wort dich fettgedruckt anschrie
Im Rausch verflogen Tag und Nacht- die Vernunft schlief draußen
Jede Berührung spinnt dich tiefer in mein Netz

Der Zerschmetterling: Erwachen

Erwacht, nicht ganz bei Bewusstsein
Doch strahlende Augen sehen
durch Nebelwände. Und angstgetrübter Blick
in ein anderes, buntes Leben
Hinter Fassaden versteckt
Meterhohe plakatierte Großstadtwände
Anonymes Dasein hinter bunten Bildern
im allumfassenden Grau, das in allen Farben scheint

Paradoxe Stille im Glasbetonjungle
Der Sturm letzter Nacht ist vorüber
mit sichtbaren Folgen und inneren Verwüstungen
Bebende Nachwirkungen von Minderwertigkeitskomplexen
Fühlbarer Prozess mit Hürden und Rückschlägen
Belügen oder Bestätigen ist eine der Fragen
deren Antworten meinen Weg zeichnen
Die Suche hat schon lang begonnen

Umherschweifender Blick und gespitzte Ohren
Der Kraut-und-Rüben-Kopf qualmt zweideutig
Reflektiert und überlegt und denkt mehr, als es scheint
und strahlende Augen folgen dem richtigen Weg
Ausnahmen bestätigen die Regel, denn seiner sind es viele
Strahlende Gestalten blenden und zerschmettern
Auf dem Weg, der Suche nach Erfüllung
Selbstbestimmte Träume verwirklichen

Catatonia V von Troll

traum.a

Schlag ins Gesicht
Blick in wutentbranntes Gegenüber
Brennender Schmerz in der Wange
Brennende Tränen in den Augen

Schlag auf die andere Seite
Heul nicht noch rum, du!
Glotz mich nicht so blöde an!
Blick zu Boden, Blick in den Abgrund

Stell dich in die Ecke, Pfoten hoch
Minuten vergehen, Taubheit in den Schultern
Brennender Schmerz in verheultem Gesicht
Schmerz im Kopf, der auf der Flucht ist

Worte, Schreie, Schläge prallen ab
Gedanken auf Reisen
Instinktiver Schutzmechanismus
Geh in dein Zimmer!

Taumelnd in die Höhle verkriechen
abwartend bis die Stille kommt
Das Brennen lässt nach
Der leere Kopf dröhnt

Die Gedanken weit fort, dort, wo Sie nicht sind
Keine Angst, keine Tränen
Keine Wut, kein Hass, keine Lebensmüdigkeit
Schlafen und nicht mehr aufwachen…

negative autosuggestion

stell dir vor, es existiert keine Gegenwart
kein bewusstes Leben möglich bei dieser Geschwindigkeit
der Gedanken; der Intensität deiner Phantasie
grenzenlose Möglichkeiten
besinn dich auf die vergangenheit
wenn du deine Zukunft neu gestaltest
du wirst keinen Fehler machen
wo man schon vor dir scheiterte
greif zurück auf dein Wissen
hör stets auf dein Gefühl
und bis die Zeit gekommen ist
vergiss nie, zu lächeln

so kann hinter Fassaden die Brut gedeihen
sich nähren an deinem Leid und warten auf ihren Tag
es schließt sich der Kreis, es öffnet sich das Auge
und du fällst und du fällst und du fällst
Psychose und keine Insel in Sicht?
schaff dir raum, wo man dich verjagt
und mach kaputt, was dich kaputt macht
deiner Phantasie sind keine Grenzen gesetzt
mal dir eine Welt und übertrage sie auf deine Umwelt
wenn man dich nicht für einen Menschen hält
wird man dich nicht verurteilen können
wenn du Gott sein möchtest
zeig, was du kannst

traum.b

dort, wo du bist
geht keiner mehr
nach Dunkelheit

es rauscht das Meer
du bist berauscht
vom unentdeckten Paradies

wo im Dunkel lauscht
das namenlose Böse
in unschuldigem Körper

dies dunkle Wesen
deinen Geruch witternd
auf der Lauer

im Strauch ein Zittern
deine Bewegung zu langsam
und es packt dich

„Du musst keine Angst haben!“
Heißer Atem auf deiner Haut
unter der du wie versteinert bist

Catatonia IV von Troll

Flucht pt.1

Der Blick geht zurück zu den Dächern meiner Kindheit
Das Herz rast und ich lache, doch ich frag mich, was jetzt kommt
Es blieb nichts mehr übrig außer der Flucht von allem hier
Ich seh mein Werk, Ruinen, langsam verschwinden hinter mir
Angekommen in der Ungewissheit des nächsten Tages
erlebte ich ein Stück gesuchter Freiheit, Herz und Glück
verlebte mich täglich, in den Tag lebend lediglich
und ließ wieder nur Ruinen zurück
Ich zog ein bischen umher und schaute doch nur vor mich in
und wenn das Zeite Herz nicht wär, wär damals schon alles ohne Sinn
So blieb ich nur beim Herzen und schon lang nicht mehr bei mir
Eines Tages verließ mich das Herz und ließ einen Trümmerhaufen hier
In Ruinen leb ich immer noch, von außen bis innen
Tagsüber beinah scheintot und nachts wie von Sinnen
Leb lang schon in mir und in mir werd ich bleiben
und doch bin ich ständig auf der Flucht vor mir

Flucht pt.2

Was ich seh erschreckt mich
Was ich bin widert mich an
Etwas, dem ich nicht standhalten kann
so schlicht, alltäglich und doch Ungewöhnlich
Wo ich bin versteckt mich
wo ich hinein sehen kann
in eine Welt, gleich nebenan
Erdacht, surreal und manchmal schrecklich
Ich flüchte mich tiefer in Bücher
um von hier zu verschwinden
um jene Orte zu finden
hinter grauen Schleiern
Den Geist nähren Bücher
und manchmal kann man Türen finden
um aus dieser Welt zu verschwinden
hinter die grauen Schleier
Wo es schön ist und doch schrecklich
denn soviel Ruhe hier
das Gefühl von Reinheit und Ruhe in mir-
die Verbundenheit zu dieser Welt- machen süchtig
Es ist einfach, einfach schrecklich
meine Phantasie führt mich her
als wenn die Schrift mein Transmitter wär
Der Weg ist so einfach, einfach schrecklich

…die Türen sind geschlossen
keiner kann mehr hinein
der Platz ist besetzt
das Licht geht aus…

…der Film beginnt

Catatonia III von Troll

Zerschmetterling’s Requiem

Die Wirklichkeit, die Realität oder das Hier-und-jetzt
irrelevante Bezeichnungen für die Welt, in der wir leben sollten
Die Welt vor der ich mich verstecke, seit Jahren und bis zuletzt
bis sie gar keine Bedeutung mehr hat
Die Landschaft ergraut mit dem Leben in mir
Das Sichtbare spiegelt nur die innere Zerissenheit
Die Menschen um mich können sehen, können spüren
wie die Optik zerfällt, wie das Bild zerbricht
Damals fiel ich nur aus dem Rahmen, etwas hielt mich fest
doch Tag für Tag verlor ich mehr von mir an die Sucht
Siehst dich heute gegenüber dem schweigsamen Rest
eines wunderbar bunten Verstandes
Frag nicht, was los ist, sondern mach die Augen auf!
Wieviel Leben siehst du in meinen leuchten?
Erkennst, worauf du dich eingelassen hast, wachst auf?
Lässt mich endlich liegen, obwohl’s schon zu spät ist
Perfekte Masken, für den Laien eine Persönlichkeit
Strahlend, blendend und unbewusst schön
Warm und zärtlich und von anderen Männer weit
entrückt, gefühlsbetonter Glücksmoment
In bunten Kleidern, glänzenden Augen, die die Wahrheit verschleiern
versteckt sich Tristesse, Gier und ein dunkler Abgrund
Es zieht dich an, umwirbt dich und bringt dich zum leiern
denn eine Zunge kann nicht nur lügen…
Doch was bleibt nach der Lust, der Ekstase, der Befriedigung?
Wieviel Wahrheit verbirgt sich in soviel Substanz?
Wer ist dieser Mensch, die grenzwertige Erscheinung
den du unüberlegt an dein Herz gelassen hast?
Zu spät, wie gesagt, erkennst du endlich die Masken
und verstehst, warum Liebende meißt blind sind
Versuchst, hinter all das Blenden zu tasten
und entdeckst im Endeffekt- nichts!
Kein Gefühl hinter den schmeichelnden Worten
nur das Verlangen, alles von dir zu erfahren
Bald beginnst du, Glücksmomente zu horten
und erschreckst vor der eigentlichen Leere
Nichts von dir interessiert mich wirklich
außer deiner Unterwäsche und der Haut darunter
Jeder Wortwechsel ist letztlich nichtig
denn nur deine Berührungen nehme ich in mir auf
Schlafe ich schließlich neben dir ein
lasse ich dich im Dreck zurück
Je schneller du merkst, du bist allein
desto möglicher wird eine unversehrte Flucht
Dann steh ich wieder hier, lecke meine Wunden
denn auch ich bin nur ein Mensch
Doch vergeht nicht viel Zeit, bis ich die Nächste gefunden
und meine Existenz ergibt Sinn durch Erfolg
Nun steh ich wieder hier, meine Wunden sind geheilt
Zum x-ten Mal an dem selben Punkt
Muss zugeben, dass dieses Dasein langweilt
wenn man selbst immer der Verlierer ist
Plötzlich tut es weh, ein Zerschmetterling zu sein
Nur nehmen und nehmen und fallen lassen
Plötzlich stell ich fest, ich bin grundsätzlich allein
und nur meines Verlangens Hure
Ich schließe die Augen, verstecke die Tränen
und verschließ mich in meinem Kämmerlein
Triefend vor Selbstmitleid und mahlenden Zähnen
stell ich mir vor, ich wo anders
Leg meine Flügel ab und werfe mich in den Abgrund
auf das Asche und Staub mein Haupt bedecken
Beende dies Dasein als lebendiger Abgrund
um wieder ein fühlender Mensch zu sein

Catatonia II von Troll

Was ist los?

Was ist eigentlich los mit dir?
Entweder gehst du garnicht raus
und wenn, siehst du nur fertig aus
Oder du bist garnicht da
wo immer dein Kopf grad ist
hier ist er nicht
Was ist eigentlich los mit dir?
Interessiert dich noch irgendetwas außer dir?
Was ist nur aus dir geworden?
Hey, ich mach mir um dich Sorgen
und ich frag mich, wo du bist
wenn du nicht hier bist

Was ist eigentlich los mit mir?
Warum bin ich garnicht hier?
Warum nichts, dass ich spür?
Warum fehlt mir überhaupt etwas?
Was?
Was ist eigentlich los mit mir?
Vielleicht bin ich krank, doch zufrieden in mir
Ich will vielleicht niemand sehn
um tiefer in mich selbst zu gehn
Bin vielleicht gern allein
doch im Geiste werd ich bei euch sein

Mach dir keine Sorgen, es schaut schlimmer
als es ist,
genau wie immer
will ich nur in Ruhe sein
Es geht mir gut, doch bitte lass mich jetzt allein

Catatonia I von Troll

Alltag pt.1

Morgens früh um 5, der Wecker piept
Die Augen kaum auf, unerträglich das Licht
und trotzdem geht es raus, Wasser ins Gesicht
Brot hinterhergedrückt und los, weil keine Zeit mehr blieb…
Der Ticketschalter piept
und die Bahn kommt erst in 5 Minuten
dann muss ich mich nachher sputen
also schon zur nächsten Station laufen, weil keine Zeit mehr blieb…

Grade noch die Bahn gekriegt
Reingequetscht wie zu Sardinen in die Dose
Das Kind mit dem Eis tropft es mir auf die Hose
Schnell mit ’nem Tempo weggewischt, weil keine Zeit mehr blieb…
Im Dienstzimmer hat’s schon längst zum Dienst gepiept
Außer Atem, verschwitzt und versifft komm ich an
unter Kopfschütteln erklärend, wie das ständig passieren kann
fällt mir nur ein, wofür eh keine Zeit mehr blieb…
Für gemütlich ausschlafen
und erstmal ’nen Kaffee trinken
vom Frühstückstisch den Nachbarn grüßen und den Kindern winken
und vorm Duschen noch’n Kippchen auf Balkonien drehn
Mit’m Fahrrad dann zur Arbeit fahrn
denn man hat noch unendlich viel Zeit
und auf zwei Rädern isset garnicht so weit
und man hat was für die Verdauung getan

Ich erspar mir den Stau unter dem Himmelblau
und auch die unterirdischen Bahnkonserven
können mich heute nicht nerven
nee, ich tret in die Pedale und heize wie ’ne Sau
Bin als erster im Büro und meinen Chef macht das froh
und bis alle andern eingetrudelt sind
hab ich schon wieder Kaffee drin
Ist das nicht schön? Nur leider isset nich so!

Alltag pt.2

Nur leider ist es nicht so, wie erhofft und erwartet
Aus den Träumen des kleinen Jungen ist nichts geworden
Erst versagt, dann verdrängt, Leben abgehängt und schließlich entartet
Heute verpennt, morgen noch ein Tag- besser gestern gestorben
Unverbrauchtes Potenzial zu unentdeckten Zielen
Ständig mit dieser Gewissheit leben und lachen
über den eigenen Ruin, wie den von so vielen
Aus wieviel Leben könnte man soviel machen?
Doch jeden Tag auf’s Neue geht es raus
Immer für den nächsten Schuss hier raus
und immer wieder zurück
und immer ein Stück weiter
Leider hat man den letzten Zug verpasst
und hängt nun hier im Nirgendwo
Zwischen Gestalten, die man liebt und hasst
denn wir sind alle gleich zwischen Strich und Bahnhofsklo
Gezeichnete Gesichter über scharfen Silhouetten
und Narben noch als Zeugen des Anfangs vom Ende
Ständig ohne den Willen, sich selbst zu retten
Abhängig von der Hand im Mund, fordernden Händen

Doch jeden Tag…

Leider lässt man nach und nach alles liegen
Alles und jeden, der mal von Bedeutung war
Irgendwann bleibt man selbst liegen
und fällt doch noch tiefer- es geht immer schlimmer, als vorher!
Einsamkeit als Ziel eines Lebensstils
Schon auf lange Sicht bemerkt
Jeden Tag verliert man mehr des Lebensgefühls
dass man hatte, wenn man mal breit war